Shop Talk
Ein Schriftsteller, seine Kollegen und ihr Werk
gebundenes Buch
Aktuell nicht lieferbar
Beschreibung
Philip Roth in Gesprächen mit Primo Levi, Milan Kundera, Ivan Klima und anderen Schriftstellerkollegen. Intime intellektuelle Begegnungen, in denen es um den Stellenwert von Land, Politik und Geschichte in den einzelnen Werken der Dichter geht, aber auch darum, wie die höchst individuelle Kunst eines Schriftstellers durch die allgemeinen Lebensbedingungen geprägt wird.
Pressestimmen
"Marcel Reich-Ranicki glaubt zu wissen: "Es ist der größte Schriftsteller unserer Zeit." Nach der Lektüre von "Shop Talk", was so viel heißt wie Werkstattgespräch, wird der Frankfurter Kritiker wohl sein Lob noch ausweiten müssen. Die Autorenporträts - etwa über Primo Levi, Isaac B. Singer, Mary McCarthy - offenbaren einen brillianten Feuilletonisten und präzisen Chronisten komplexer Charaktere und gelungener Werke...Roths Meisterwerk." Focus, 16.02.04 "Philip Roth hat als Schrifsteller unser Bild von Amerika mitgeprägt. In Essays und Interviews nähert er sich dem Werk wesensverwandter Kollegen..."Shop Talk" führt den brillianten Autor als ebensolchen Journalisten vor und zeigt, wie gründlich dieser arbeitet." Gunhild Kübler, Neue Zürcher Zeitung, 08.02.04 "Der Band verrät eine weltliterarische Selbstsicherheit, geht gerne und weitherzig auf die Situation der Freunde ein, auch der neuen in Mitteleuropa und beschäftigt sich mit den eigenen Interessen auf indirekte Art, durch lenkende Fragen und diskrete Einwände... Ein Buch, das viele prinzipielle Fragen über entscheidende Interessen der Gegenwartsliteratur aufwirft." Peter Demetz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.04 "Roth ermöglicht dem Leser einen Blick durch das Schlüsselloch seiner Kollegen und verrät dabei auch ein wenig über sich selbst. [...] Ohne Voyeurismus entfaltet Roth die Biografie seiner Kollegen. Auch die gemeinsamen Vorbilder sind Thema. Immer wieder beziehen sich die Gesprächspartner auf Kafka und liefern dabei unterschiedlichste Interpretationen seines Werkes. [...] "Shop Talk" macht Lesehunger: auf Roth, auf Kafka und alle die anderen Autoren, die in diesem Buch vorgestellt werden." Michaela Soyer, Der Tagesspiegel, 09.05.04 "Roths Buch ist klug und erhellend komponiert." Claus-Ulrich Bielefeld, Süddeutsche Zeitung, 27.03.04
Leseproble
Gespräch mit Ivan Klima in Prag der 1931 in Prag geborene Ivan Klima hat, so Jan Kott, eine 'europäische Bildung' durchgemacht. In späteren Jahren wurde die Arbeit des Romanciers, Kritikers und Dramatikers von den kommunistischen Behörden in der Tschechoslowakei unterdrückt (und seine Familie gleich mit ihm drangsaliert und bestraft), in früheren Jahren wurde er als jüdisches Kind mitsamt seinen Eltern von den Nazis ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Als die Russen 1968 in die Tschechoslowakei einmarschierten, war er außer Landes, in London, unterwegs zur Universität von Michigan, um Literatur zu unterrichten und sich die Aufführung eines seiner Stücke anzusehen. Als im Frühjahr 1970 sein Lehrauftrag in Ann Arbor auslief, kehrte er mit seiner Frau und den beiden Kindern in die Tschechoslowakei zurück, um einer jener 'bewundernswerten wenigen' zu werden - wie ein kürzlich an die Charles University zurückberufener Professor den Schriftsteller Klima und seinen Kreis eines Tages bei einem Mittagessen nannte -, deren fortdauernde Opposition ihnen das Leben so überaus beschwerlich machte. [ ... ] roth: Wie ist es für dich gewesen, all die Jahre im eigenen Land nur in Samisdat-Verlagen veröffentlicht werden zu können? Die heimliche Publikation anspruchsvoller Literatur in kleinen Auflagen richtet sich doch gewiß an ein Publikum, das allgemein aufgeklärter und intellektuell gebildeter als die breite tschechische Leserschaft sein dürfte. Samisdat-Veröffentlichungen fördern vermutlich eine Art anregender Solidarität zwischen Schriftsteller und Leser, doch da die Auflage begrenzt und der Samisdat eine künstliche Reaktion auf das Übel der Zensur ist, muß die Situation letztlich für alle unbefriedigend bleiben. Erzähl mir von der literarischen Kultur, die in diesem Land durch die Samisdat-Publikationen entstand. klima: Deine Beobachtung, daß die Samisdat-Literatur einen besonderen Typus Leser fördert, scheint mir ganz richtig zu sein. Der tschechische Samisdat entstand in einer Lage, die auf ihre Weise einzigartig war. Die von ausländischen Armeen unterstützte und vom Besatzer eingesetzte Macht - eine Macht, der klar war, daß sie allein durch den Willen der Besatzer existierte - fürchtete die Kritik. Sie begriff auch, daß jede Art geistigen Lebens sich letztlich der Freiheit zuwendet. Und deshalb zögerte sie nicht, praktisch die gesamte tschechische Kultur zu verbieten, so daß den Schriftstellern das Schreiben, den Malern das Ausstellen, den Wissenschaftlern - insbesondere der Sozialwissenschaften - die unabhängige Forschung unmöglich gemacht wurde. Sie zerstörte die Universitäten und ernannte meist gefügige Schreiberlinge zu Professoren. Das Land traf diese Katastrophe unvorbereitet, weshalb es, zumindest eine Zeitlang, die Geschehnisse passiv hinnahm und hilflos zusah, wie einer nach dem anderen jene Menschen verschwanden, die es bis vor kurzem noch respektiert und zu denen es mit Hoffnung aufgeschaut hatte.Der Samisdat begann langsam. Anfang der siebziger Jahre trafen sich meine Freunde und Kollegen, die nicht mehr veröffentlichen durften, einmal im Monat in meinem Haus. Zu ihnen zählten die führenden Köpfe der tschechischen Literatur: Vaclav Havel, Jiri Gru_sa, Ludvik Vaculik, Pavel Kohout, Alexandr Kliment, Jan Trefulka, Milan Uhde und noch mehrere Dutzend andere Autoren. Zu Beginn unserer Treffen lasen wir uns gegenseitig laut unsere Arbeiten vor; einige, etwa Bohumil Hrabal und Jaroslav Seifert, kamen nicht selbst, schickten uns aber ihre Arbeiten zum Vorlesen. Die Polizei begann, sich für unsere Treffen zu interessieren; auf ihre Anweisung drehte das Fernsehen einen kleinen Film, der in drohendem Ton andeutete, daß gefährliche konspirative Zusammenkünfte in meiner Wohnung stattfanden. Man befahl mir, die Treffen zu beenden, und so entschlossen wir uns, die Manuskripte abzutippen und zum Selbstkostenpreis zu verkaufen. Dieses 'Geschäft' übernahm Ludvik Vaculik, einer unserer besten tsche ...
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