Die eiserne Welt
Roman
Sonstiges kartoniertes Buch
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Beschreibung
Eine große Liebesgeschichte in einer magischen Welt

Auf der Suche nach der Frau, die mit ihrer Gabe sein Land vor dem Untergang bewahren kann, verschlägt es den Krieger Anschar in das Berlin des Jahres 1895. Es ist eine Stadt im Wandel, inmitten umwälzender Veränderungen und voller Gefahr für einen Besucher aus einer anderen Welt. Als Anschar auf die temperamentvolle Grazia stößt, beginnt für beide das Abenteuer ihres Lebens ...

Unnachahmlich verwebt Sabine Wassermann die faszinierende Atmosphäre des 19. Jahrhunderts mit dem Zauber fantastischer Welten.

Leseproble
Bilder marterten sie. Ein Garten, darin der Gott, gefangen in einer Wassersäule. Machtlos schlug er gegen die unsichtbare Barriere aus Luft, die sie geschaffen hatte. Seine Haare trieben im Wasser wie Schlingpflanzen. Das schöne Gesicht war verzerrt in verzweifelter Hilflosigkeit. Da war die rothaarige Frau, auf ihrer Gesichtshaut ein Fleckenschwarm. Kein Mensch auf der ganzen Welt sah so aus. Tränen flössen wie Sturzbäche über dieses Gesicht, schwemmten die Flecken jedoch nicht fort. Ihr Blick galt einem Mann, der, die Züge in Hass und Anstrengung verzerrt, mit seinem Schwert um sich schlug. Ein Sklave war er. Einer, der sich herausnahm, nur dem dienen zu wollen, den er für würdig erachtete. Einer, der sich gegen seinen Herrn erhoben hatte. Ihn getötet hatte. Getötet! "Anschar." Geeryu würgte den verhassten Namen zwischen den verkniffenen Lippen hervor. Sie zuckte zusammen, als sie Mallayur, ihren königlichen Geliebten, wieder sterben sah. Anschar hatte ihn in die tödliche Umarmung des Gottes geworfen. Dann hatte er auch sie töten wollen. Sie glaubte sein wirbelndes Schwert zu erblicken. Näher und näher kam Anschar, schlug ihr erst das Ohr ab und stieß die Klinge in ihre Brust. Wie oft plagten die Erinnerungen sie in ihren Träumen? Tausende Male. Sie warf den Kopf zurück und riss den Mund auf. Aufbäumen wollte sie sich, konnte aber nur die Schultern heben. Ihre Brust war ein Gebiet, so groß wie eine Schlucht, in der nichts als Schmerz hauste. Kraftlos sank sie zurück auf eine Matte. Unter den Fingern erspürte sie grobes Grasgeflecht. Ein Licht flammte auf. "Sie hat etwas gesagt", flüsterte jemand. Ein Mensch. "Dank sei dem Götterpaar, nach all der Zeit hat sie endlich etwas gesagt. Das Vogelopfer an Inar und Hinarsya war nicht umsonst." Füße tappten heran, und Licht schimmerte durch Geeryus geschlossene Lider. Sie zwang sich, sie einen Spalt weit zu öffnen. Eine schwielige, dicht behaarte Hand hielt ein Öllämpchen. Ein so kleines, gänzlich schmuckloses Tongefäß besaßen nur arme Leute. Das Öl darin musste die Abende mehrerer Zehnttage erhellen. Wo, bei der Dreiheit, war sie? Das Flämmchen zuckte dicht vor ihren Augen. "Hab keine Angst, Frau. Wie heißt du, woher kommst du? Sag's nur, vertrau mir, ich laufe gleich los, deinen Angehörigen zu sagen, wo du bist. Ich heiße Iriasched, bin Grasmattenflechter. Ich war in der Stadt, als eine Feuersbrunst ausbrach. Die Menschen rannten wie toll umher. Ich auch. Dabei bin ich über dich gestolpert. Hast in einem Gebüsch gelegen, es hatte schon Feuer gefangen. Ich hab dich auf meinen Karren geladen und hergeschleppt. Ich stelle die Lampe hier an deine Seite, ja? Wenn du willst, lasse ich sie die ganze Nacht brennen." Die Worte prasselten auf sie hernieder. Sie wünschte sich, der Mensch würde sein Geplapper mäßigen. Mühsam drehte sie den Kopf, sah durch den Lidspalt die kugelförmige Tonlampe auf einem Tischchen neben sich. Das Flämmchen erhellte schmutzige Wände, mit bröckelndem, ockerfarbenem Verputz und grob ausgeführten Malereien, als habe ein Kind sich daran versucht. Rußige Deckenbalken, darüber ein Geflecht aus Matten. "Wo.", hauchte sie. Was aus ihrer Kehle kam, war nur ein Krächzen, das sie alle Willenskraft kostete. "Du bist hier in einem Dorf eine halbe Tagesreise von Heria entfernt." "Heria." "Die Hauptstadt von Hersched. Weißt du's nicht? Hast du dein Gedächtnis verloren?" Er hatte sich abgewandt und befingerte ein Wandbord, auf dem Krüge mit gesprungenen Rändern standen. Auch seine Unterarme waren pelzig, doch die Schultern glatt wie die eines Knaben. Den krummen Rücken bedeckte ein Hemd, das Jahrzehnte alt sein mochte. Sein Hüfttuch war am Hintern fleckig und stank. Sie begriff das Gehörte kaum. Zu ungewohnt war ihr die Stimme eines Menschen. Und zu groß die Qual in ihrer Brust. "Ich. will. ich. will." "Ja? Was?" "Ich will atmen!" "Du atmest doch. Merkst du das nicht? Ich seh's ja. Dem Arzt, der dich vernähte, war es ein Rätsel, wie jemand mit
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