Gesichter Australiens
Überraschende Begegnungen down under
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Beschreibung
Es war 1988, als Australien das 200. Jahr der Besiedlung feierte. Das Jubiläumsjahr hatte mit dem Nationalfeiertag begonnen, dem 26. Januar, weil an diesem Tag im Jahre 1788 eine Flotte mit den ersten europäischen Siedlern da gelandet war, wo heute die Stadt Sydney ist. Die ersten Siedler, das hört sich an, als hätten sich Menschen entschlossen, einen unbewohnten Mond zu ihrer neuen Heimat zu machen. Dabei waren die sogenannten ersten Siedler bekanntlich vor allem britische Sträflinge, die möglichst weit abgeschoben werden sollten. Zu ihrer Bewachung abkommandiert kamen mit ihnen Briten, die sich nicht viel anders fühlten als die Verbannten. Weshalb sie sich damit hervortaten, die Ureinwohner, diese so ungewöhnlich anders aussehenden Aborigines, wie Freiwild zu behandeln. Denn Ureinwohner passten nicht in ihr Weltbild als Herrscher in einem neuen, rechtsfreien Raum. So die Überzeugung der weißen Eroberer von damals. Ein Weltbild, mit dem sich Australien bis heute abquält. Immerhin ist man um seine Überwindung bemüht.
Leseproble
Gestern dann die Begegnung mit einem anderen jungen Mann, der Christian zu heißen vorgab. Christian als Familienname. Der erklärte mir ausführlich, über wie viele Direkt- und Querverbindungen er mit Fletcher Christian verwandt sei. - Meinen Sie den Anführer der Meuterei auf der Bounty? - Ja, natürlich. Was mir überhaupt nicht natürlich vorkam, mich aber vor mir selbst auf einmal ganz klein werden ließ. Weil ich nicht mithalten konnte mit diesen stolzen Exemplaren eines neuen Austral-Adels von Sträflings- und Meuterergnaden. Schon erstaunlich, in einem Land, das praktisch keine Vergangenheit hat, misst man der Vergangenheit der eigenen Familie einen so hohen Stellenwert zu, dass sich junge Männer fürs Recherchieren viele Stunden lang sogar vom Saufen, Surfen, Sonnenbaden abhalten lassen. Jetzt fehlt nur noch, dass sich mir irgendwann ein Australier mit langen Erklärungen vorstellt als Nachkomme des allerersten Europäers, der den Fuß auf australischen Boden gesetzt hat. Aber dieser niederländische Handelsmann Dirk Hartog, der schon im Jahre 1616 im äußersten Nordwesten Australiens gelandet war, nach langer Irrfahrt dorthin verschlagen, hatte sich ja nicht länger aufgehalten. Er hatte nur eine Plakette mit dem Datum und seinem Namen an einen Baum genagelt und war schnell weitergesegelt nach Batavia.
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Autorenportrait
WALTER LAUFENBERG ist ein Schriftsteller und Blogger, der viel unterwegs ist. »Ja«, sagt er, »ich war auf allen fünf Kontinenten, und das nicht zur Erholung oder zum Geldverdienen, sondern zum Hinsehen, zum immer noch genaueren Hinsehen - und zum Notieren, was mir das über das fremde Land verrät.«